Seit 2017 findet einmal im Jahr in Friesack bei Berlin das Friedensfestival «Pax Terra Musica» statt. Vier Tage lang kommen hier Aktivisten zusammen, die für ein friedliches Zusammenleben stehen und sich kritisch mit geopolitischen Ereignissen auseinandersetzen. Sie tauschen sich in Workshops aus und diskutieren in diversen Gesprächsrunden. Zwischendurch gibt es Musik. Verschiedene Künstler treten auf einer Freilichtbühne auf und sorgen für gute Stimmung. Einer von ihnen ist der Rapper Äon.
In seinen Songs verarbeitet der gebürtige Hesse seine eigenen Erfahrungen. Sie zeichnen sich durch Gesellschaftskritik und Spiritualität aus, enthalten aber auch philosophische Gedanken. „Es ist Musik für Herz und Verstand“, beschreibt der 29-Jährige seine Kunst. Der erste Track «Wir werden rebellieren» erschien auf YouTube bereits 2012. Wer ihn hört, bemerkt sofort die Wut, die den Rapper damals umtrieb. „Ich war von der Dokumentation «Zeitgeist» inspiriert“, erklärt er rückblickend. „Auch wenn ich sie heute differenzierter sehe, war sie damals der Startpunkt zum kritischen Denken. Durch die Doku wurde mir bewusst, was hinter den Kulissen von Politik und Wirtschaft passiert“. Angesichts der globalen Ungerechtigkeit habe er sich gefragt, wie er helfen könne. „Also begann ich kritische Musik zu machen.“
Mittlerweile hat Äon über 100 Songs produziert. Seine anfängliche Wut konnte er bändigen. Der Rapper ist ruhiger und reflektierter geworden. „Es war ein Lernprozess“, beschreibt er seinen Werdegang. Ihm wurde klar: „Das Problem ist nicht die Politik, sondern das Bewusstsein der Menschen.“ Deswegen begreift er die Friedensbewegung als ein Mindset, als eine Haltung, Konflikte friedlich lösen zu wollen. Zu dieser Mentalität will Äon mit seiner Musik verhelfen. Er will unterschiedliche Gesellschaftsgruppen zusammenbringen, Nächstenliebe verbreiten und Menschen, die jenes Mindset haben, in ihrer Gesinnung bestärken.
Zeitalter des Wandels
Dieses Engagement drückt sich bereits in seinem Künstlernamen aus. Äon bedeutet im Altgriechischen «Zeitalter». Der Rapper hat sich für diese Bezeichnung entschieden, weil er der Meinung ist, dass wir uns in einem Zeitalter des Wandels befinden. Zu diesem Wandel will auch er einen Beitrag leisten – allerdings nicht als Missionar, sondern als Musiker. Sein Engagement in der Friedensbewegung begann vor zwei Jahren. Seitdem tritt Äon auf Friedensfestivals und Demonstrationen auf. Bedenkt man, dass er schon seit seinem 14. Lebensjahr Musik macht, kam der Sprung auf die Bühne relativ spät. „Ich empfand gegenüber Auftritten eine gewisse Scheu“, lautet seine Erklärung. „Nach dem ersten Mal bin ich aber regelrecht süchtig geworden.“
In diesem Jahr sind wegen der Corona-Maßnahmen viele Auftritte geplatzt. Einen Strich durch die Rechnung machte ihm auch die Berliner Polizei, als er am 1. August auf der Demonstration gegen die Corona-Politik zusammen mit Kilez More und Morgaine den Song «Wir könnten» performen wollte. Von solchen Rückschlägen lässt sich der Rapper aber nicht entmutigen. Derzeit arbeitet er intensiv an seinem ersten offiziellen Album, das im November unter dem Titel «Horus» erscheinen soll.
Im Frieden
Die erste Single veröffentlichte er bereits im Februar. «In Frieden» ist ein Song voller Botschaften, in denen sich unter anderem Äons Sicht auf die Friedensbewegung spiegelt. „Wir sind Veränderung für diesen Planeten“, heißt es in der Hook. „Für all die Berge und Wälder der Welt bleiben wir stehen / Auch wenn sie uns drohen, verfluchen und auf uns zielen / Weichen wir keinen Schritt, wir haben keinen Grund mehr mitzuspielen / wir kommen in Liebe und von mir aus sollen sie schießen / Geboren im Krieg, doch gegangen im Frieden“.
In den Zeilen steckt viel Überzeugung und der Wille, eine bessere Welt zu schaffen. Das neue Album wird weitere Songs dieser Art enthalten, verspricht der Rapper. Die Resonanz ist schon jetzt überwältigend. Es sieht ganz danach aus, als käme seine Karriere allmählich in Fahrt. An einem Vertrag mit einem Musik-Label ist Äon aber nicht interessiert. Er versteht sich als Independent-Künstler und möchte weiterhin unabhängig bleiben.