Kabarettistin Barbara Weinzierl verarbeitet Corona-Zeit in satirischen Gedichten

Die Kabarettistin Barbara Weinzierl ist eine Künstlerin, die seit Anfang an die Corona-Politik kritisch sieht. Das hat viel mit ihrem Berufsstand zu tun, wenn nicht ausschließlich. Wie viele Kulturschaffende musste sie im März 2020 ein Berufsverbot hinnehmen. Alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Wann sie wieder auftreten würde, konnte keiner sagen, am allerwenigstens die politischen Entscheidungsträger. Es folgte eine Leidenszeit voller Enttäuschungen und unangenehmen Erfahrungen. Das hat sie dazu veranlasst, ihre Gefühle und Gedanken poetisch zu verarbeiten. Entstanden sind mehrere Gedichte, in den das zum Ausdruck kommt, was eine Künstlerseele beschäftigt, was sie plagt und umtreibt. Wer sie liest, spürt die Existenzangst, fühlt das Unbehagen in einem neuen gesellschaftlichen Klima, das zunehmend kühler wird.

Ein gutes Beispiel ist das Poem «Ich möchte auf die Straße». Das lyrische Ich will eigentlich die Unzufriedenheit mit der Corona-Politik zum Ausdruck bringen, traut sich jedoch nicht, weil diese Position gesellschaftlich geächtet wird. Wer gegen den Strom schwimmt, muss mit Nachteilen rechnen. Sie folgen auf dem Fuße, wie beispielsweise die Reaktionen auf #allesdichtmachen oder die Hetzattacken auf den Schlagersänger Michael Wendler demonstrierten. Das lyrische Ich im Gedicht scheint diese Mechanismen verinnerlicht zu haben und befürchtet die gleichen sozialen Sanktionen, die sogar das Karriereende bewirken könnten. „Nur: Soll ich offen mich bekennen?“, heißt es an einer Stelle. „Und laut meinen Namen nennen? / Und dann im Niemandsland versinken / Zu Hause billgen Rotwein trinken / Weil es für teuren nicht mehr reicht / Ich fühl mich innen aufgeweicht.“

Satirische Kritik an Impf-Agenda

Das Gedicht beklagt den Verlust der Meinungsfreiheit, die auf dem Papier existieren mag, in der Realität aber auf wackeligen Füßen steht. Das bemerken vor allem diejenigen, die sich gegen Maßnahmen und die Impfung aussprechen. Letztere findet sich in Weinzierls Poemen ebenfalls verarbeitet. Die Kabarettistin macht dabei von ihrem komödiantischen Talent Gebrauch, indem sie die überschwängliche Agenda satirisch überspitzt: „Allgemeine Aufbruchstimmung“, beginnt das Gedicht «Impf dich frei». „Hurra, Hurra wir dürfen wieder! / Die Impfung im Körper wirkt.“ Doch dann erfolgt ein Perspektivwechsel, der zu verstehen gibt, dass hier nicht der euphorische Impfbefürworter, sondern ein -Kritiker spricht. Er prangert das an, was sich hinter der Agenda tatsächlich verbirgt. Mit dem Vakzin werden nicht gesundheitliche Ziele verfolgt, sondern gesellschaftliche. Wer sich impfen lässt, bekommt Freiheiten zurück, die per Grundgesetz eigentlich garantiert sind – selbst in Krisensituationen.

Kabarettistin Barbara Weinzierl / Foto: Petra Schönberer

Während «Ich möchte auf die Straße» noch einem Reimschema folgt, bewegen sich die Verse dieses Gedichts nach eigenen Gesetzen. Sie sind so frei, wie es die Geimpften nie werden können, selbst nach dem Pieks. Die Kritik gewinnt im Laufe des Poems an Intensität, zielt auf die Entscheidungsträger ab und benennt ihren Machtmissbrauch. Wohin diese Politik führt, gibt das Gedicht «Der Booster» zu verstehen. Das Impfthema wird darin von einer anderen Seite beleuchtet. Wie oft muss man sich dem Prozedere eigentlich unterziehen, lautet eine Frage, die Weinzierl aufwirft. Wird die Freiheit an ein Impf-Abo geknüpft? „Der erste Booster ist im Arm / Die Einstichstelle ist noch warm“, fängt es fulminant an. „Schnell wird, und das ist nicht gelogen / Die vierte Spritze aufgezogen / Und nach der fünften wird gegiert / Und bis mal endlich was passiert, / kommt Pieksi sechs und Pieksi sieben.“

Ist die Kunst wirklich frei?

In den Versen wimmelt es nur so vor Sarkasmus. Sie sind provokant formuliert, enthalten aber auch ernste Bedenken. Sie drehen sich um die Frage, welche wirtschaftlichen Interessen hinter der Impf-Agenda stecken und wer daran verdient. Verarbeitet Weinzierl in diesem Stück noch die gesellschaftlichen Absurditäten, legt sie mit «Mein Optimismus hat ein Loch» ein ganz persönliches Gedicht vor. Darin beschreibt sie das, was die Corona-Zeit mit ihr gemacht hat. Wie vielen kritischen Kulturschaffenden ist der Kabarettistin klar geworden, dass die Kunst sich in Abhängigkeit vom Staat befindet, auch wenn das immer wieder bestritten wird. „Die Illusion ist längst zerplatzt / Wie eine Seifenblase“, heißt es an einer Stelle. „Der Ruf, wir Künstler wären wichtig / Erweist sich jetzt als null und nichtig.“

Kulturschaffende müssen nun die Dinge selbst in die Hand nehmen. Sie müssen sich behaupten und die Stimme erheben, damit ihnen Gehör geschenkt wird. Das ist die Lehre aus den letzten zwei Jahren. Mit ihren Gedichten macht es Weinzierl vor. Sie tut das, was man von Künstlern erwartet: Fragen zu stellen, Missstände zu benennen und die gesellschaftspolitischen Prozesse kreativ zu verarbeiten. Dabei dürfen sie sich durchaus auch in einem anderen Genre ausprobieren.

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