Alien’s Best Friend – Motivationssongs für die Protestbewegung

Ungewöhnliche Akkorde, spacige Sounds, ultratiefe Basstöne: Seit über einem Jahr versucht die Gruppe Alien’s Best Friend, ihre Hörer emotional abzuholen und musikalisch zu ermuntern, in der Corona-Krise standhaft zu bleiben. Diese Botschaft sendet das Pop-Duo auch in seinem neuen Song «Wir stehen im Feuer». Es ist eine metaphorische Beschreibung der gegenwärtigen Situation, in der Maßnahmengegner wachsenden Repressalien ausgesetzt werden. „Wir, das sind alle, die verstanden haben, dass eine friedliche Welt so nicht funktionieren kann“, sagt Nathalie. Während sie für Gesang und Lyrics zuständig ist, übernimmt Chris, von Haus aus Gitarrist, Arrangement, Mastering und Komposition.

Wie viele Maßnahmenkritiker nehmen sie seit dem letzten Frühling an den unzähligen bundesweiten Demonstrationen teil. Sie treten live auf und produzieren kontinuierlich Lieder, in denen sich Befindlichkeiten und Erlebnisse der letzten Zeit niederschlagen. Das bislang größte Echo fand ihr Song «Wir sind so viel mehr», eine berührende wie motivierende Ballade, die schnell zu einer inoffiziellen Hymne der Protestbewegung avancierte. „Wir stehen für Wahrheit / Und Freiheit / Und Liebe seht her“, lautet der Refrain. „Wir wollen leben / Und lieben / Wir sind so viel mehr“ – Worte, mit denen sich alle Maßnahmenkritiker identifizieren können.

Das Lied versprüht viel Optimismus. Es gibt Hoffnung und verleiht Kraft, die erforderlich ist, um weiterhin für Freiheitsrechte zu kämpfen. Motivierende Anstöße sind für die Musik der Gruppe charakteristisch. Sie appelliert an die Selbstbestimmung und den Mut, sich der drakonischen Verbotspolitik entgegenzustellen. Dass man bei diesem Widerstand nicht alleine sei, daran erinnern Lieder wie «Gekommen, um zu bleiben». „Der Tiger hat keine Zähne / Und fürchtet doch nur unsere Pläne / Die Zeit ist reif / Und wir stehen auf in großer Zahl“, heißt es dort. Immer wieder wird das Zusammengehörigkeitsgefühl bekräftigt und darauf verwiesen, wie wichtig es ist aufzustehen. Besonders deutlich drückt sich das in dem Song «Löwenherz» aus, der im November letzten Jahres entstand, als die Proteste in Berlin und Dresden für Aufregung sorgten.

Die Polizei ging damals sehr ruppig gegen die friedlichen Demonstranten vor. Für Alien’s Best Friend repräsentiere diese Art des Eingreifens die „alte Welt“: „Ohne Würde und / Menschlichkeit“, lauten einige markanten Zeilen. „Macht und Geld / Regieren schon / Seit langer Zeit / Weites Feld / Das Alte wird nicht überleben / Lass los, sei frei.“ Die alte Welt sei eine gewaltvolle Welt, sagt Nathalie. Die neue Welt müsse eine andere sein, eine, in der es keinen Hass geben sollte. Für sie lohne es sich zu kämpfen, wie «Löwenherz» zu vermitteln versucht: „Ein Löwenherz schlägt tief in dir drin / Hör den Schlag, hör hin / Geh voran und vertraue dir / Spür die Kraft, den Sinn.“ Jeder müsse bei sich anfangen, betont Nathalie. „Wenn wir souverän bleiben, sind wir frei“.

Musikalische Neuausrichtung

Menschlichkeit, Standhaftigkeit, Mut und Freiheit – darum geht es in ihren Liedern, die sich seit Frühjahr 2020 ausschließlich an der Corona-Krise abarbeiten. Diese Ausrichtung fand zu einem Zeitpunkt statt, als die Gruppe musikalisch ohnehin die Richtung wechselte. Nachdem das Duo mehrere Jahre gemeinsam Musik gemacht hatte, beschloss es Ende 2019, sein Konzept zu ändern. In Zukunft wollten die beiden sphärische Klänge produzieren und sich Themen widmen, die etwas schwerer wiegen. In «Blow up your Home», dem ersten Song nach der Neuorientierung, geht es beispielsweise darum, dass wir Menschen unsere Lebensgrundlage zerstören. Das Stück «Alien» spielt wiederum auf die Entfremdung Andersdenkender in einer gleichgeschalteten Gesellschaft an. Das Thema Corona habe sich dann passend in ihre Musik eingefügt, erinnert sich die Sängerin.

Doch zunächst produzierten Nathalie und Chris nicht einen eigenständigen Song über die Krise, sondern veröffentlichten einen alten, der bereits 2018 geschrieben worden war. «Heroes» hatte an Aktualität nicht verloren, weshalb das Duo nur noch das Video anpassen musste. Während Nathalie in Englisch „We’re meant to be here / We’re meant to be heroes“ singt, erscheinen Bilder von Wolfgang Wodarg, Sucharit Bhakdi oder Michael Ballweg. Es sind Persönlichkeiten, die im Frühjahr 2020 den Mut hatten, ihre Stimme gegen die Corona-Politik zu erheben.

Aufgeben ist keine Option

Rund ein Jahr später hat sich die Lage kaum verbessert – im Gegenteil. Und genau darum geht es in dem neuen Lied «Wir stehen im Feuer». „Der Sturm wird rauer“, heißt eine Zeile, die darauf anspielt, dass die Restriktionen zunehmend stärker werden. „Die Schlinge zieht sich immer weiter zu“, sagt Nathalie. Die Regeln würden von Tag zu Tag strenger, Gerichtsurteile ignoriert, kritische Inhalte im Internet zensiert, Maßnahmengegner diffamiert, ja sogar kriminalisiert. „Es herrscht ein Kampf zwischen den Welten“, singt sie in dem Lied. „Es kämpft das Böse gegen Liebe / Jeden Tag.“ Das Böse – das seien die die Regierung und ihre Hintermänner, die ohne Emotionen handelten. Das Böse seien aber auch all jene, die bei dieser unmenschlichen Politik mitmachten.

Dennoch sei Aufgeben keine Option, so die Sängerin. „Es wird zwar ungemütlich, aber wir halten das aus. Am Ende werden wir stärker aus der Sache hervorgehen.“ Mittlerweile sei eine große Familie entstanden, weil alle für die gleichen Ziel kämpften – eine bessere Welt ohne Korruption, Zwang, Geld- und Machtgier. Deswegen verbreitet das Lied auch eine positive Botschaft: „Wir stehen im Feuer / doch wir verbrennen nicht.“

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